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Der Bauer Frerk Arfsten vom Gut Müggenburg bei Havelberg hat testweise mit selbstfahrenden Landmaschinen gearbeitet.  
Er bewirtschaftet im Norden des Landes rund 1.500 Hektar und betreibt Viehzucht.
Foto: Andreas Stedtler

Landwirtschaft

Der Bauer Frerk Arfsten vom Gut Müggenburg bei Havelberg hat testweise mit selbstfahrenden Landmaschinen gearbeitet.  
Er bewirtschaftet im Norden des Landes rund 1.500 Hektar und betreibt Viehzucht.
Foto: Andreas Stedtler

Der Roboter auf dem Feld

Von Antonius Wollmann

In der Landwirtschaft sind autonom arbeitende Landmaschinen auf dem Vormarsch. Ein Bauer aus Havelberg hat so einen „Agbot“ im Sommer getestet. 

Das Gut Müggenbusch am Rande von Havelberg (Landkreis Stendal) ist nicht gerade klein. 1.500 Hektar  bewirtschaftet Frerk Arfsten mit seinen sechs Angestellten. Weizen, Gerste, Mais und Roggen wachsen an der Grenze zu Brandenburg. Besonders im Sommer während der Ernte ein extrem intensives Unterfangen. Aber natürlich auch abseits der heißen Phase, wenn gegrubbert und gesäht wird, um die Böden auf das nächste Jahr vorzubereiten. Wie viele Kilometer seine Leute mit ihren Traktoren im Jahr zurücklegen, kann Arfsten nicht genau beziffern, „aber da kommt schon viel zusammen“. In diesem Jahr konnten sich die Mitarbeiter  jedoch ein wenig zurücklehnen. Stattdessen übernahm für drei Wochen testweise eine autonom fahrende Landmaschine ihre Arbeit. Die hatte ihr Chef  von einem großen internationalen Hersteller gemietet. 


Der „Agbot“, so der offizielle Name, kommt ganz ohne menschliche Steuerung aus. Ein eigenes Lenksystem, das auf Basis des satellitengestützten Global Positioning Systems (GPS) arbeitet, macht das möglich. Der Roboter zieht autonom seine Bahnen über die Felder. Zumindest, wenn er vorher mit den nötigen Daten gefüttert wurde. „Ich habe unsere Anbauflächen ausgemessen und darauf basierend eine Fahrspurplanung angelegt“, sagt der Landwirt. 


Während der erste Schritt  aufwendig  war, brauchte er für den zweiten gerade mal fünf Minuten. „Das ist sehr schnell gemacht. Ich kenne die Felder sehr genau und weiß, wo der Roboter langfahren muss“, erzählt Arfsten.

Drohnen

In der Landtechnik spielen nicht nur autonom arbeitenden Zugmaschinen eine immer wichtigere Rolle.

 

Auch Drohnen werden von vielen Landwirten eingesetzt. Sie können Unkräuter aufspüren und Pflanzenschutzmittel sehr gezielt ausbringen.

Stundenlang allein unterwegs

Die Daten sammelte er auf seinem Computer und schickte sie an den Roboter weiter. Im Zweifelsfall ist der Roboter nach Angaben des Herstellers auch selbst in der Lage, die aus seiner Sicht günstigste und effizienteste Route zu berechnen. Wie bei jedem gewöhnlichen Traktor werden Geräte wie Pflug oder Scheibenegge am Roboter befestigt. Ist das Fahrzeug unterwegs, kann es stundenlang seine Bahnen ziehen. Betankt wird es mit Diesel und Adblue.  Falls nötig, kann der Landwirt per Handy-App oder vom  PC eingreifen. Dazu erhält er in Echtzeit Daten über die Abarbeitung der Aufgaben. 


Detailliert zeichnet das Gerät auf, wie viel Treibstoff es verbraucht. Gleiches gilt für die Ausbringung von Saatgut oder Pflanzenschutzmitteln. Die Bauern werden damit exakt informiert, welche Ressourcen in eine bestimmte Fläche gesteckt werden.


Arfsten empfiehlt, Äcker zu nehmen, die möglichst frei von Hindernissen sind. „Extrem große Steine stoppen die Maschine mitunter. Dann musste ich eingreifen und dafür sorgen, dass es weitergeht“, sagt der Havelberger. Da hätten die ansonsten sensiblen Sensoren nicht mehr viel ausrichten können. Im Zweifelsfalls seien die Mitarbeiter des Herstellers stets erreichbar, so es denn zu kritischen Situationen kommt.


Doch warum testete er den Roboter überhaupt? Ist er mit den Ergebnissen des Probelaufs zufrieden? Und welche Konsequenzen haben seine Erkenntnisse für die Personalplanung. „Ich interessiere mich generell für Landwirtschaftstechnik und die Roboter sind die nächste Stufe der Entwicklung“, erklärt Arfsten. Er wolle nicht in ein paar Jahren merken, dass Innovationen an ihm vorbeigezogen sind. „Aus nächster Nähe so ein Gerät zu sehen und das dann auf meinen eigenen Feldern, ist ein gutes Gefühl“, so der gebürtige Nordfriese.

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Der „Agbot“ kam auf dem Gut Müggenbusch in der Nähe von Havelberg zum Einsatz. Arbeiten wie Grubbern erfüllte er ohne große Probleme.

Foto: IMAGO/M.Fairhurst/Avalon

Ergänzung zum Personal

Der Zeitpunkt im September sei perfekt gewesen.  Die Hauptkulturen wie Weizen waren abgeerntet. Bis auf die Maisernte fielen keine extrem anspruchsvollen Arbeiten an. „Der Agbot hat mit dem Grubber die Grundbodenbearbeitung übernommen oder die Einsaat von Zwischenfrüchten“, erzählt der Bauer. Aufgaben also, die  ob ihrer Eintönigkeit nicht unbedingt ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen. Viel zu beanstanden habe er nicht an den Ergebnissen. Die hätten seinen Erwartungen entsprochen. Der Großteil der Aufträge sei absolut zufriedenstellend erledigt worden.


Dass die selbstfahrende Maschine in großer Zahl Arbeitsplätze vernichtet, ist dennoch nicht zu befürchten. Eher könnte das Gegenteil der Fall sein. „Weil der Roboter die  leichteren Aufgaben übernommen hat, ist mehr Manpower für die gleichzeitig stattfindende Maisernte frei geworden“, berichtet Arfsten. Die Maschine wäre  mehr eine Ergänzung als eine Konkurrenz. Auch weil sie insgesamt mehr Flexibilität biete. „Ich kann sie theoretisch die ganze Nacht einsetzen. Dadurch wäre ein Mitarbeiter dann am nächsten Tag verfügbar, der sonst ausfallen würde“, sagt der Landwirt.


Wird der „Agbot “also fester Bestandteil der Fahrzeugflotte? So weit möchte der Betriebsleiter noch nicht gehen. Ein Kauf käme zum jetzigen Zeitpunkt noch  nicht in Frage. Den Roboter aber wieder für eine bestimmte Phase zu mieten, sei durchaus vorstellbar.

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