Zukunftsland Sachsen-Anhalt
2024
Energieerzeugung
Mario Spiewack ist Chef der Firma SailwindTec. Sie entwickelt kompakte, leicht aufbaubare Windkraftanlagen.
Foto: Andreas Stedtler
Mario Spiewack ist Chef der Firma SailwindTec. Sie entwickelt kompakte, leicht aufbaubare Windkraftanlagen. Foto: Andreas Stedtler
Frische Brise in den Segeln
Von Robert Gruhne
SailwindTec entwickelt kompakte Windräder, die einfach aufzubauen sind. Dafür wird Wissen vom Segeln genutzt.
Ein Sturm zerstörte den ersten Prototyp von SailwindTec. Mario Spiewack ist Geschäftsführer des kleinen Unternehmens, das Windkraftanlagen aus Segeln entwickelt. Für ihn und seine Mitstreiter war der anfängliche Rückschlag aber kein Grund, aufzuhören, sondern ein Impuls, weiter zu tüfteln.
Der erste Prototyp bestand aus mehreren im Kreis angeordneten Segeln auf einem Metallgestänge und hatte ein Problem. Wenn der Wind zu stark war, dann war die Belastung auf dem sogenannten Rundsegel zu hoch. „Jetzt haben wir einen Schutzmechanismus entwickelt und patentieren lassen“, schildert Spiewack.
Das 2014 gegründete Unternehmen SailwindTec mit Sitz in Osterwieck (Landkreis Harz) will keine weiteren hundert Meter hohen Windräder bauen, sondern es Firmen und Privatleuten ermöglichen, in kleinem Maßstab Strom aus Wind zu gewinnen. „Unsere Grundidee ist bewusst Lowtech. Jeder kann damit umgehen, wie ein Bausatz“, sagt Spiewack. Zu den Partnern des Unternehmens gehören ein Metallbaubetrieb und eine Baufirma, die bei der Umsetzung helfen.
Angefangen mit dem Rundsegel, hat SailwindTec mittlerweile drei weitere Ansätze für seine Windräder entwickelt. Eines sieht aus wie eine Blume, wie sie jedes Kind schon einmal gebastelt hat. In einer weiteren Entwicklungsrichtung ordnet SailwindTec die Segel in Dreiecksform an. Und in einem letzten Ansatz arbeiten die Ingenieure mit Metall-Lamellen statt mit Segelstoff. Der Erfindergeist von Mario Spiewack und dem Chefentwickler Frank Gnisa scheint endlos. Für die Windkraftanlage in Blumenform gab es vor zwei Jahren auch den Bestform-Award des Landes für die „Vision des Jahres“. Der Wissenschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Armin Willingmann, meinte damals, die Erfindung könne „nicht nur Energie, sondern auch mehr Akzeptanz für die Anlagen erzeugen“, weil sie eben nicht wie eine klassische Windkraftanlage wirke.
Konkurrenz aus China
Besonders in eine der Techniken setzt Spiewack große Hoffnungen: „Die Lamellen haben noch viel Potenzial.“ Diese seien sehr robust und lassen sich auch an Fassaden einsetzen. Bisher sind alle Ansätze noch im Entwicklungsstatus. Durchgängig laufen Tests. Deshalb muss Geschäftsführer Spiewack Interessenten bisher oft abweisen. Anfragen gebe es bereits häufiger. „Ich bin kein Freund davon, Leistungsversprechen zu machen, die ich nicht halten kann. Wir deutschen Unternehmer sind immer Perfektionisten.“
Mit diesem Anspruch will er sich auch von der Konkurrenz aus China abgrenzen, sagt er: „Sie können ein Propeller-Windrad aus China bei Amazon kaufen, aber die funktionieren nur bei richtig Sturm.“ Die Entwicklungen von SailwindTec hingegen lieferten Strom schon bei niedrigen Windgeschwindigkeiten. Auch dafür hat das Unternehmen etwas Eigenes entwickelt - einen Aufwärtswandler. Außerdem haben Propellerwindräder ein weiteres großes Problem, das die Erfindungen von SailwindTec nicht haben. Die Segel und Lamellen von SailWindTec machen keinen Lärm. Das sei laut Spiewack insbesondere für Heimanwender ein Vorteil, die dann keinen Stress mit den Nachbarn hätten.
Bisher hat SailwindTec erst eine Handvoll Geräte ausgeliefert. Zwei stehen in Beelitz, eines in Magdeburg. Vier weitere sollen sich bald auf der Elbfabrik des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung in Magdeburg drehen.
Bisher nur Prototypen
Das Team von SailwindTec kommt bisher nur langsam voran, da alle noch in weiteren Unternehmen und Projekten eingebunden sind. Weil die Entwicklung zudem nicht ganz trivial sei, gebe es laut Mario Spiewack bisher glücklicherweise nur wenig Nachahmer.
„Wir werden demnächst nochmal einen Sprung machen, weil wir mit der Entwicklung weit gekommen sind“, kündigt der Geschäftsführer der Firma an. Sein Ziel ist es auch, das Unternehmen 2024 auf einer Windmesse zu präsentieren.
Günstiger als die Propeller-Konkurrenz sind die kompakten Windräder der Firma SailwindTec übrigens noch nicht. Etwa 4.000 bis 5.000 Euro kostet eine Anlage mit einer Leistung von einem Kilowatt momentan. „Aber bei uns bekommen sie die Energie in Kombination mit Ästhetik und Werbung“, meint Spiewack. Denn auf die Segel lasse sich auch gut ein Firmenlogo drucken.