top of page
Jean Daniel Sülberg koordiniert die Arbeiten auf dem Areal des DLR-Erprobungszentrums in Cochstedt.

Erprobungszentrum

Jean Daniel Sülberg koordiniert die Arbeiten auf dem Areal des DLR-Erprobungszentrums in Cochstedt.
Foto: Andreas Stedtler

Jean Daniel Sülberg koordiniert die Arbeiten auf dem Areal des DLR-Erprobungszentrums in Cochstedt. Foto: Andreas Stedtler

In Cochstedt werden aus Drohnen Lastesel

Von Robert Gruhne

Der Flughafen in Cochstedt im Salzlandkreis ist fest in den Händen von Forschern, die an unbemannten Flugobjekten arbeiten.

Der Flughafen in Cochstedt galt schon als Millionengrab. Der ehemalige Militärflughafen befindet sich rund 30 Kilometer vor den Toren Magdeburgs und wurde in den 1990er Jahren zum Verkehrsflughafen ausgebaut. Billigflieger kamen, aber der Erfolg blieb aus. 2016 folgte die Insolvenz. Und dann entdeckte die Wissenschaft den Ort.

Seit 2019 gehört der Flughafen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das ihn für 16 Millionen Euro kaufte. Auch das Land Sachsen-Anhalt unterstützt die Einrichtung. „Cochstedt ist der geeignetste Standort für uns“, sagt Jean Daniel Sülberg, der Leiter des Instituts. Dünn besiedelte Gegend, zentrale Lage und immer noch der Status als offizieller Flughafen - das waren ideale Faktoren für die Zwecke des DLR.

Die Forscher waren auf der Suche nach einem Ort, wo sie Drohnen testen konnten. Solche Tests sind teilweise auch an kommerziellen oder Militärflughäfen möglich, aber da hat der sonstige Luftverkehr Priorität. „Bei uns hat die Forschung immer Vorrang“, meint Sülberg. Das schätzen die Teams, die sich in Cochstedt einmieten, um ihre Drohnen zu testen. Die Suche nach geeigneten Orten dauert sonst Monate.

Kisten für Krisenregionen

Der erste externe Kunde, der das „Nationale Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme“ genutzt hat, war „Wings for Aid“. Die Hilfsorganisation hat ein kleines Flugzeug entwickelt, das ohne Pilot im Cockpit Pappboxen mit Hilfsgütern in Krisenregionen abwerfen kann. Die Tests in Cochstedt waren erfolgreich. Der erste echte Einsatz soll noch 2023 stattfinden.

Aber nicht von Anfang an lief bei den Tests von „Wings for Aid“ alles glatt, berichtet Sülberg vom DLR. Bei der ersten Landung des Flugobjekts in Cochstedt brach ein Metallteil. Das Ersatzteil? Nicht vorhanden. Schließlich handelte es sich um eine Neuentwicklung. „Das Team wollte schon zusammenpacken“, erinnert sich Sülberg. Schließlich probierten sie es bei einem regionalen Schlosserbetrieb. Der habe nur gefragt: „Wann braucht ihr es ?“. Und drei Stunden später war das Teil fertig.

Die Kunden, die sich in Cochstedt einmieten, sind vielfältig. Es sind Hersteller von Drohnen genauso wie Anwender, etwa Behörden, die verschiedene Anbieter austesten. „Wir sind sogar besser ausgelastet als gedacht“, sagt Sülberg. Im Sommer waren fast an jedem Tag Teams in Cochstedt. 

Vor einem Jahr hat die Firma Volocopter beispielsweise spektakulär getestet, wie eine Drohne einem Rettungshubschrauber ausweicht. Die ersten Flugtaxis des Unternehmens sollen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris Menschen transportieren. Im nächsten Juni soll in Cochstedt die „Offshore Drone Challenge“ stattfinden. Die Teilnehmer fliegen einen Parcours und zeigen damit, wie gut ihre Drohnen geeignet sind, um Material (und perspektivisch auch Menschen) zu Windkraftanlagen auf See zu befördern. Auch das DLR selbst testet auf dem Flughafen in Cochstedt eigene Entwicklungen. So haben die Forscher eine „Motion Platform“ entwickelt, um Seegang zu simulieren. Die Erfindung könnte von Nutzen sein, damit Drohnen auf Schiffen landen können.

DLR im Land

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist eine staatliche Forschungseinrichtung. Es umfasst 55 Institute. In Sachsen-Anhalt betreibt das DLR seit 2019 das „Nationale Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme“ auf dem Flughafen Cochstedt.

Ab 2024 baut das DLR am Chemiestandort Leuna für 400 Millionen Euro eine Einrichtung zur Forschung an nachhaltigen Treibstoffen für Flugzeuge. ROG

Flexible Transporter

Noch seien viele rechtliche Fragen zum Luftverkehr mit Drohnen zu klären, erläutert Jean Daniel Sülberg. Die Europäische Union arbeite aber bereits an neuen Regeln für das unbemannte Fliegen. Sülberg kann sich vorstellen, dass Drohnen zuerst im medizinischen Bereich eingesetzt werden, etwa um Laborproben schnell zu transportieren. Ab 2024 erwarte er die ersten „Leuchttürme“.

Und dann ist in Cochstedt auch noch der „normale“ Luftverkehr. Zwar gibt es keine Linienflüge mehr, aber ab und zu fliegen internationale Geschäftsleute von hier, erzählt Sülberg. Intel-Chef Pat Gelsinger etwa sei von Cochstedt weggeflogen, nachdem er Ministerpräsident Reiner Haseloff besucht hatte. Auch der SC Magdeburg fliege von hier zu Handballspielen im Ausland.

In der Betriebshalle des Flughafens steht eine Gangway, außerdem gibt es eine Feuerwehr. Im Tower überwachen zwei erfahrene Flugleiter - Detlef Linke und Hans-Jürgen Kubicki - den Flugverkehr. Das sei gar nicht so einfach, wenn vier Teams gleichzeitig ihre Drohnen testeten, erzählen sie. Wie bei vielen der derzeit 39 Mitarbeiter im DLR-Erprobungszentrum handelte es sich bei den beiden Tower-Mitarbeitern laut Sülberg um „echte Überzeugungstäter“. Der Flughafen in Cochstedt biete einfach eine einmalige Chance, findet er: „Wir können die Geschichte der Luftfahrt mitschreiben.“

jean-daniel-suelberg_leiter_dlr-erprobungszentrum.webp

"Cochstedt ist der geeignetste Standort."

 Jean Daniel Sülberg, Leiter DLR-Erprobungszentrum 
Foto: DPA

drohnen-testflug_cochstedt-magdeburg.jpg

Drohne bei einem Testflug in Cochstedt bei Magdeburg

Foto: Andreas Stedtler

Viele weitere positive Beispiele zu #moderndenken in Sachsen-Anhalt lesen Sie hier 

Tolle Jobs in unserem aufstrebenden Bundesland Sachsen-Anhalt finden Sie hier:

Viele weitere positive Beispiele zu #moderndenken in Sachsen-Anhalt lesen Sie hier 

Tolle Jobs in unserem aufstrebenden Bundesland Sachsen-Anhalt finden Sie hier:

bottom of page