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Digitalisierung

Der Magdeburger Domplatz als Simulation im „Elbedome“. Die Einrichtung gilt als das europaweit führende Labor für virtuelle Realität. Foto: Andreas Stedtler

Der Magdeburger Domplatz als Simulation im „Elbedome“. Die Einrichtung gilt als das europaweit führende Labor für virtuelle Realität. Foto: Andreas Stedtler

In virtuellen Städten und Fabriken

Von Alexander Walter

Der „Elbedome“ des Fraunhofer-Instituts in Magdeburg gilt als führendes 3-D-Labor Europas. Mit seiner Technik lassen sich Werkhallen entwerfen und Wohnviertel planen.

Die Szenerie wirkt zunächst ein wenig verschwommen und zweidimensional. Die schwarze Brille mit den kleinen Antennen an den Rändern aber ändert alles: Plötzlich stehe ich im Zentrum von Magdeburg, vor mir der Dom und sein Platz. Die Sonne scheint. Passanten laufen hin und her. Im Hintergrund sind Autos und die Straßenbahn der Stadt zu hören.

Tina Haase, Professorin am Magdeburger Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) steht neben mir, sie führt übers Areal, leitet mich auf den von einer Baumallee umsäumten Fußweg am Rande des Platzes. Von links kommt ein autonom fahrendes Lastenrad. Forscher der Uni Magdeburg tüfteln derzeit daran, dass die von ihnen gebauten Gefährte selbstständig ihren Weg durch den Stadtdschungel finden. Das Rad stoppt, als es sich mir nähert, ganz so, wie es die Forscher auch im echten Leben gern hätten.

Riesige Projektionsfläche

Auch wenn hier alles fast real  wirkt, ist es das nicht. Die Welt um mich herum ist virtuell. Wir sind im „Elbedome“ des Fraunhofer-Instituts im Magdeburger Wissenschaftshafen. Wer sich an das Holodeck der Startrek-Reihe in den 90er Jahren erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch. „2006 eröffnet, ist hier nach einem Upgrade 2018 Europas führendes Labor für 3-D-Mixed-Reality entstanden“, sagt Tina Haase. 

Mixed-Reality steht dabei dafür, dass sich auch reale Gegenstände wie Möbel in Simulationen einbinden lassen. Die Einzigartigkeit des Elbedomes beginnt schon mit der Größe. Wer das Labor betritt, steht in einem nach oben offenen runden Raum – 16 Meter im Durchmesser, vier Meter hoch. „Wände und Boden bilden zusammen eine einzige 450 Quadratmeter große Projektionsfläche“, sagt Tina Haase.  

Mehr als 30 Computer und 25 Projektoren erschaffen auf Wunsch im 360-Grad-Panorama jede nur denkbare Realität. Infrarotkameras tracken den Träger der 3-D-Brille und ändern das Bild  mit dessen Bewegung durch den Raum. Ein Soundsystem sorgt auch akustisch für den Eindruck, man wäre draußen unterwegs und nicht im Labor. Die Anwendungsmöglichkeiten sind unbegrenzt: Vom Magdeburger Domplatz über die Simulation von Hirngefäßen und Maschinen bis hin zu Klimasimulationen oder dem virtuell eingerichteten Wohnzimmer ist alles möglich. Durch die Größe des Raumes sind Darstellungen im Maßstab von 1:1 dabei kein Problem. Änderungswünsche können so in die virtuelle Realität übernommen und in Echtzeit auf Auswirkungen hin überprüft werden. 

All das ist kein Selbstzweck. Das Labor hat einen klaren Auftrag: Als Partner für die vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen im Land soll es die Planung neuer Fabrikhallen und Maschinen erleichtern. „Wir sind in erster Linie ein produktionstechnisch orientiertes Institut“, sagt  Tina Haase. Gleichzeitig steht das Labor aber auch  Kommunen etwa für die Stadtplanung zur Verfügung. So seien virtuelle Rundgänge von Stadtratsausschüssen denkbar, sagt Haase. „Und wir wollen uns stärker in Richtung Bürgerbeteiligung öffnen.“ In einem Projekt mit dem Förderverein des Magdeburger Technikmuseums hat das Labor etwa dessen historische Maschinen in die virtuelle Welt übertragen, darunter eine Sauggasanlage, die wie eine Dampfmaschine aussieht. Schulen bietet das Labor dazu Führungen  an.

„Das Besondere am Elbedome ist, dass mehrere Personen in einer Simulation sozial interagieren können“, sagt Haase. Damit eigne sich das Labor ideal für interdisziplinäre Teams. So sei denkbar, dass Unternehmer mit Architekten, Anlagenbauern und Handwerkern Fabrikhallen inklusive Leitungen und Maschinen planen. Das nächste große Projekt könnte mit der Intel-Ansiedlung in Magdeburg auf den Elbedome warten. „Viele wissen nicht was passiert eigentlich in so einer Chipfabrik, wo man natürlich wegen der Reinraumbedingungen nicht einfach so rein kann. Wir wollen auch mit Blick auf die Arbeitskräftegewinnung für Intel zeigen, wie so ein Werk von innen aussieht“, sagt Tina Haase.

Im fliegenden Auto

Natürlich kann der Magdeburger Elbedome aber einfach auch nur Spaß machen. Zum Ende der Führung durch die Welten des 3-D-Labors befinde ich mich am Steuer eines fliegenden Autos in einer Millionenmetropole der fernen Zukunft. Mit einem Control-Pad steuere ich mein Auto durch Häuserschluchten und Staus in hunderten Metern Höhe. Es geht so schnell voran, aber auch auf und ab, dass mir anfangs schwindlig wird. Tina Haase lacht. „Ja, das geht hier schnell“, sagt sie. Wer den Elbedome besichtigen möchte, hat jedes Jahr zur Langen Nacht der Wissenschaften die Gelegenheit dazu. 

Neue Ideen für moderne Arbeitswelten

Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg entwickelt Lösungen, die Firmen helfen, den Schritt in die digitale Arbeitswelt der „Industrie 4.0“ zu vollziehen. Zuletzt hatte das Institut 185 Mitarbeiter. Das IFF finanziert sich aus Aufträgen der Wirtschaft, öffentlichen Projekten und einer Grundfinanzierung durch Bund und Länder.

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"Hier ist Europas führendes Labor für Mixed-Reality entstanden."

Dr. Tina Haase, Gruppenleiterin Digitale Assistenz- und Lernsysteme
Foto: FRAUNHOFERINSTITUT IFF

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