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Zukunftsland Sachsen-Anhalt

2024

Davon träume ich

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Der neue Kollege heißt Roboter

Maurice Tober, Geschäftsführer
„Bootshaus“ Weißenfels

Ich träume von ausreichend Personal! Seit Monaten suche ich auf allen Kanälen Mitarbeiter für das „Bootshaus“ in Weißenfels. Denn ich möchte auch in Zukunft das gastronomische Niveau halten, das unsere Gäste seit vielen Jahren schätzen. Das wird nun immer schwerer. Ich hatte immer gehofft, die Politik würde respektieren, was in unserer Branche los ist. Jetzt bin ich tief enttäuscht und wütend, wenn die Mehrwertsteuer für die Gastronomie wieder von sieben Prozent auf 19 Prozent steigt. Angesichts der veränderten Lage wird das viele Betriebe an den Rand des Ruins treiben. Auch deshalb bin ich froh, dass mein Traum von einer zweiten Firma - für Catering - nun bald wahr wird. Selbst in die Hand nehme ich es, unsere Buchhaltung zu digitalisieren, effektiver zu machen. Und bald sollen die Gäste staunen: Ein Serviceroboter wird Gerichte an die Tische bringen. Das hätte ich mir vor Jahren nicht träumen lassen.

Foto: Andrea Hamann

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Kulturlandschaft, die Menschen anzieht

Ulrike Theisen, Archäologin und Kuratorin des Dommuseums Magdeburg

Ich träume davon, dass immer mehr Menschen die vielfältigen kulturellen Angebote nutzen können, die Sachsen-Anhalt hervorgebracht hat. Eine Möglichkeit hierzu kann der Ausbau der bereits bestehenden Kombi-Tickets sein. Meine Erfahrung ist, dass der ständige Ideenaustausch und das Miteinander aller Protagonistinnen unumgänglich für kulturelle Vielfalt ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Dommuseum Ottonianum Magdeburg eine Art Knotenpunkt in einem starken, bunten und sichtbaren kulturellen Netz sein könnte, besonders als außerschulischer Lernort. Das könnte beitragen, die kulturelle Landschaft noch anziehender für alle Altersgruppen zu machen, auch mit dem verantwortungsvollen Einsatz von Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung im kulturellen Bereich bietet.

Foto: Charlen Christoph

Wer träumt, spürt, dass ihm das guttut

Sebastian Bartsch, Pfarrer, Jacobikirche Hettstedt

Ich denke fast täglich über Zukunft, über Zukunftspläne nach, nicht nur zum Jahreswechsel. Mich beschäftigt, wie ich in meiner Gemeinde nicht nur die Kirchenmitglieder ansprechen kann. Gregor Gysi hat einmal gesagt, eine Welt ohne Religion möchte er sich gar nicht vorstellen. So geht es mir auch. Damit verbunden sind für mich ethische Grundwerte, Toleranz und christliche Maßstäbe, welche einen breiten Konsens in der Gesellschaft benötigen, um das Miteinander zu durchdringen. Dazu gehört für mich, dass es soziale Gerechtigkeit und Chancenvielfalt geben muss, die nicht durch finanzielle Möglichkeiten, sondern durch die eigene Fähigkeit und Leistungsbereitschaft bestimmt wird. Deshalb engagiere ich mich im Landesförderverein für Kindergarten und Schule in Sachsen-Anhalt. Besonders in der kindlichen Bildung wird deutlich, welche Diskrepanzen sich in unserer Gesellschaft auftun. Hier wünsche ich mir für Kinder und Jugendliche mehr Chancenvielfalt in schulischer und außerschulischer Bildung in unserem Zukunftsland. Mir ist wichtig, immer ein Ohr für meine Mitmenschen zu haben und mit den Müden zur rechten Zeit zu reden, immer den Blick für die Zukunft zu bewahren und Sehnsüchte und Wünsche zu benennen. Ob alle in Erfüllung gehen, ist dabei nicht vordergründig. Denn solange ein Mensch noch träumen kann, wird er spüren, dass dies ihm guttut.

Foto: M. Schumann

Endlich echte Inklusion

Susanne Reinhardt, früher Krankenschwester, Mutter von vier Kindern, Eisleben

Bei mir wird das Leben mit vier autistischen Kindern nicht mehr ruhiger. Von dem Gedanken habe ich mich verabschiedet. Ich sammele Kraft, wenn der Familienalltag funktioniert, wenn wir beim Spaziergang alle so sein können, wie wir sind. Ich träume davon, dass Inklusion nicht immer thematisiert werden muss, sondern gelebt wird und selbstverständlich ist. Im Alltag, in der Schule, auf Arbeit. Dass es normal ist, auf Menschen mit Behinderungen Rücksicht zu nehmen. Dem Behindertenbegriff muss die Dramatik genommen werden. Die Menschen sollten so angenommen werden, wie sie sind. Ich habe eine Selbsthilfegruppe für neurodivergente Menschen gegründet, der Zuspruch ist immens. Mein Traum ist ein Verein. Damit wir uns stärken, damit Neurodivergenz nicht so oft negativ gesehen wird und wir für die Rechte Betroffener kämpfen.

Foto: Maik Schumann

Start als Chef der eigenen Pension

Damian Teloy, Besitzer der Pension Alandblick in Wanzer (Landkreis Stendal)

Einen Traum erfülle ich mir gerade. Ab Dezember mache ich mich mit der Pension „Alandblick“ selbstständig, nachdem ich sie zehn Jahre lang als Angestellter im Nebenerwerb betrieben habe. Von nun an bin ich für alles selbst verantwortlich und muss den Kopf hinhalten, wenn was schief geht. Das wird spannend, darauf freue ich mich. Meine kleine Pension mit ihren vier Zimmern steht unter Denkmalschutz. Das Fachwerkhaus wurde 1777 gebaut. In der Saison ist sie gut besucht, meist von Durchreisenden, Leute, die nur ein, zwei Nächte bleiben, oft Radwanderer auf dem Elberadweg. Ich träume davon, dass es mir gelingt, mehr Urlauber zu gewinnen, die länger bleiben. Und den Traum vom eigenen Haus für meine Frau und die zwei Kinder gebe ich nicht auf, auch wenn Bauen fast unerschwinglich geworden ist.

Foto: Hans-Ulrich Köhler

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Es zählt der Blick über die Realität hinaus

Karl Tetzlaff, Geschäftsführer Leucorea, Wittenberg

Der romantische Dichter Novalis, einst Student an der Wittenberger Universität, nannte den Traum „eine Schutzwehr gegen die Regelmäßigkeit und Gewöhnlichkeit des Lebens“. Wer träumt, unterbreche „die beständige Ernsthaftigkeit des erwachsenen Menschen durch ein fröhliches Kinderspiel“ namens „Fantasie“. Von ihr, so finde ich, kann es nie genug geben. Ohne träumerische Fantasie würde man schnell in die Resignation abgleiten und müsste sich abfinden mit dem, was eben der Fall ist. Natürlich braucht es immer auch den wachen Abgleich mit der Realität. Aber nicht minder wichtig ist der Blick über sie hinaus. Das spielerische Ausprobieren von anderen, ungewohnten Perspektiven. So tun, als ob. Manche Verkrustung in den politischen Gegenwartsdebatten könnte sich lösen, wenn es etwas mehr Fantasie gäbe. Und Platz zum Träumen.

Foto: Corinna Nitz

Leben immer bejaen und nicht verneinen

Bettina Schneider, Schauspielerin, Magdeburg

Ich träume, dass das Theater eine Sprache erfindet, die viele Menschen, möglichst viele Menschen, verstehen und dass wir das Theater spielend ernst nehmen. Ich träume, dass wir eine Welt erschaffen, die so sicher ist, dass sie keiner Abgrenzung, Ausgrenzung, Grenzüberschreitung oder Grenzwertigkeit bedarf. Ich träume davon, dass das Theater eine Heimat wird, in der die Herkunft keine Rolle spielt. Ich träume, dass jeder Mensch einen Grund hat, hier in Magdeburg zu sein; einen Grund, der das Leben bejaht und nicht verneint. Ich träume, dass es allen Menschen, die hier leben, nicht an Geduld fehlt, zwischen dem Ja oder Nein, Schwarz oder Weiß, Für oder Wider, dem Mit oder Ohne den Raum vieler Möglichkeiten entstehen zu lassen.

Foto: Kathrin Singer

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