Zukunftsland Sachsen-Anhalt
2024
Drahtseilbahn in Zeitz soll wieder fahren
Das Talportal ist wieder aufgestellt, eine Informationstafel verrät, was es mit dem Zeitzer Weltwunder auf sich hat. Nun hat der Verein auch das ehemalige Maschinenhaus gekauft.
verein
„Wir bauen es wieder auf!“ Das ist das Motto des Vereins Historische Zeitzer Drahtseilbahn geworden. Und wieder aufbauen wollen sie die Drahtseilbahn. Die soll als Touristenattraktion und technisches Denkmal in ein paar Jahren wieder am Wendischen Berg in Zeitz verkehren. Auch für das verfallene ehemalige Maschinenhaus haben die Drahtseilbahner Pläne. Dass sie mitunter für Spinner gehalten werden, stört sie nicht. Oder, wie Ralph W. Dietrich, der Vereinsvorsitzende, immer zitiert: „Alle sagten, das geht nicht. Und dann kam einer, der wusste das nicht. Und der hat’s gemacht.“
Fördermittel aus Strukturwandel-Programmen sind jetzt in greifbare Nähe gerückt: Die Zeitzer Drahtseilbahn wird Bestandteil der Machbarkeitsstudie des Deutschen Bergbaumuseums sein. „Es geht bergauf, Schritt für Schritt, aber es geht voran“, so Dietrich. Im Oktober 2022 jubelten die Mitglieder des Vereins, denn der sichtbare Anfang für die Wiederbelebung dieser Attraktion war gemacht: Das Talportal der Zeitzer Drahtseilbahn steht als Originalnachbau wieder an seinem Platz. Also da, wo sich von 1877 bis 1959, als die Bahn Menschen und Fuhrwerke den Berg hinauf und hinab transportierte, die Talstation befand. Ein Jahr später folgte, als Revierpionier-Projekt gefördert, auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Informationstafel, die erklärt, was es mit dem Zeitzer Weltwunder auf sich hat. Schließlich handelt es sich um die erste Standseilbahn ihrer Art Deutschlands, ein einzigartiges Zeugnis deutscher Ingenieurskunst und eines der Wahrzeichen der industriellen Revolution der Elsterstadt. Erbaut vom aus Halle stammenden Eduard Tretrop. Die Drahtseilbahn überwand auf einer Strecke von 305 Metern einen Höhenunterschied von 33 Metern. Die Spurweite betrug gut 1,40 Meter, die Neigung 1:9,8. Und eine Fahrt dauerte drei Minuten bei einer Geschwindigkeit von 1,7 Meter pro Sekunde.
Angetrieben wurde die Bahn von einer dampfbetriebenen Zwillingsfördermaschine, die sich im heute stark verfallenen Maschinenhaus befand. Dieses Haus gehört seit einigen Wochen dem Zeitzer Verein. Ein großer Schritt bergauf: Zwar geht es jetzt erst einmal darum, das Dach dicht zu kriegen, doch später soll es hier – an der Bergstation – einen Jugendtreff geben, Ausstellungsräume, Räume für Vorträge und Begegnungen und wer weiß, vielleicht sogar ein Reparaturcafé. Angelika Andräs
In Zeitz will ein Verein die Drahtseilbahn, die von 1877 bis 1959 verkehrte, wieder aufbauen. Das Talportal steht bereits. Foto: A. Andräs