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Von Kerkern, Monstern und Wischmopps

Wenn man als Start-Up Erfolg haben will, dann muss man von seiner Idee überzeugt sein.

COMPUTERSPIELE

Jana Reinhardt

Jana Reinhardt hat in Halle Multimediadesign studiert. Heute entwickelt sie Computerspiele.

Foto: Max Hunger

Doch anstatt wie in solchen Szenarien üblich ein Schwert zu zücken, warten auf den Spieler bei „Mops & Mobs“ (auf Deutsch: Monster und Wischmopps) ganz andere Aufgaben. Denn im Computerspiel vom Entwicklerstudio Rat King (auf Deutsch: Rattenkönig) Entertainment aus Halle schlüpfen die Spieler nicht in die Rolle eines strahlenden Helden, sondern in die eines Kerkerhausmeisters. Es gilt, die Arbeitsmoral der Verliesbewohner zu stärken und Burnouts bei Monstern zu therapieren. Erzählt wird das alles mit interaktiven Dialogen und einer ordentlichen Portion Augenzwinkern. „Normalerweise bist du als Spieler der krasseste Typ, hier bist du ein ganz kleines Licht. Wir brechen gern mit Erwartungen“, sagt Jana Reinhardt. Gemeinsam mit ihrem Partner Friedrich Hanisch entwickelt die 40-Jährige derzeit „Mops & Mobs“, eine Vorabversion gibt es bereits. Seit einigen Jahren gestaltet und programmiert das Zwei-Personen-Studio aus Halle Spiele für PC und Handy – und behauptet sich dabei auf einem wachsenden, internationalen Markt.

Die beiden Entwickler lernten sich während ihres Studiums kennen. Beide studierten Multimediadesign an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. „Wir waren an der Burg so eine Art Nerds“, sagt Hanisch. Denn für Computerspiele interessierten sich unter den Kunsthochschülern in den 2000er Jahren nur wenige. Nach ersten gemeinsamen Projekten wurde den beiden schnell klar: Sie wollten Spiele entwickeln, aber nicht innerhalb eines Konzerns. „Wir wollten selbstständig sein.“ Nach dem Studium gründeten die Thüringerin und der gebürtige Hallenser 2011 ihr eigenes Unternehmen in der Saalestadt. Inzwischen hat das Duo eine ganze Reihe an Spielen für den internationalen Markt und regionale Auftraggeber veröffentlicht – darunter eine Spiel- und Lernapp zur Himmelsscheibe von Nebra. „Wir nutzen die Mechanik von Computerspielen, um mal etwas anderes zu zeigen“, sagt Hanisch. Die Arbeitsteilung: Reinhardt entwirft oft mit Papier und Stift die Szenarien, Hintergründe und Charaktere, Hanisch erstellt das Computerprogramm dazu.

Die beiden Spieleentwickler verkaufen ihre Werke vor allem über Online-Plattformen wie „Steam“ und ihre eigene Website Ratking.de. Dabei konkurrieren sie mit Studios auf der ganzen Welt. Ob ein Spiel Erfolg hat? Wissen sie zuvor nicht. „Dir geht dabei schnell das Geld aus“, sagt Reinhardt. Doch bislang konnte sich das Start-up aus Sachsen-Anhalt behaupten, auch dank regionaler Aufträge etwa von der Universität Halle und Förderung vom Land. In Halle fühlen sich die beiden zudem wohl. „Die meisten Entwickler gehen in Städte, wo mehr los ist. Aber es macht mein Spiel ja nicht besser, wenn ich in Leipzig sitze.“

 

Max Hunger

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