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Claudius Borgmann setzt in seinem Unternehmen Frerotec in Gernrode auf neue digitale Technik

Claudius Borgmann setzt in seinem Unternehmen Frerotec in Gernrode auf neue digitale Technik. 

Foto: Andreas Stedtler

Digitalisierung

Claudius Borgmann setzt in seinem Unternehmen Frerotec in Gernrode auf neue digitale Technik. 
Foto: Andreas Stedtler

Mehr Zeit fürs Handwerk

Von Robert Gruhne

Effizienter werden durch neue Technologien: Frerotec aus dem Harz hat Excel

abgeschafft und will noch weitergehen.

Fräsen, Drehen, Schleifen, Erodieren. Bei Frerotec steht das Handwerk im Mittelpunkt. Das Unternehmen aus Gernrode im Harz stellt Metallteile in geringer Stückzahl her. Die kleinsten Teile wiegen weniger als zwei Gramm und die größten mehr als drei Tonnen. Doch damit die „handfesten“ Arbeitsschritte gelingen, braucht es auch eine Menge organisatorische Prozesse im Hintergrund.

Vieles davon findet heute digital statt. „Aber die Software-Lösungen passen immer nicht ganz“, sagt Claudius Borgmann, der Geschäftsführer von Frerotec. Bis vor Kurzem verwendete er in seinem Betrieb ein Gemisch aus einer Standard-Software für Unternehmen (auch ERP-System genannt), Excel und – immer noch – „viel Zettelwirtschaft“. Doch die verschiedenen Systeme harmonierten nicht miteinander. Die Organisation war ineffizient.

Auf einer Veranstaltung hörte Borgmann dann zum ersten Mal von „Low-Code-Tools“. Das sind Plattformen, mit denen man selbst Programme bauen kann – ohne selbst programmieren zu können. „Das hat Charme“, dachte sich Borgmann. Er legte allein los und baute sich eine eigene Software für sein Unternehmen.

Über die Einfachheit der Low-Code-Plattform sagt er: „Wer Excel kennt, wird sich schnell einfinden können.“ Genau die Tabellensoftware von Microsoft hat er mit der selbst programmierten App in seinem Unternehmen jetzt überflüssig gemacht und abgeschafft. Die Produktionsplanung läuft nun über die eigene Software. Für Borgmann ist das aber nur der erste Schritt.

„Die KI hat einen Siegeszug angetreten,

der nicht mehr aufzuhalten ist.“

Stefan Voigt, Mittelstand-Digital - Zentrum Magdeburg

Daten sinnvoll einsetzen

Den Vortrag, in dem Claudius Borgmann erstmals von Low Code hörte, hat Stefan Voigt gehalten. Er leitet das Mittelstand-Digital-Zentrum in Magdeburg und findet spannend, wie Frerotec das Gehörte gleich angewendet hat: „Ich habe nur Wissen vermittelt. Der Unternehmer hat selbst etwas daraus gemacht.“

Das Digital-Zentrum will kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung begleiten. 2022 ging es in Magdeburg an den Start. Gefördert wird das Projekt bis 2026 vom Bundeswirtschaftsministerium. In Vorträgen, Workshops und mittlerweile mehr als 250 Sprechstunden vermitteln die Experten des Zentrums Wissen zur Digitalisierung.

Die Motivation der Unternehmen ist ganz unterschiedlich, sagt Voigt: „Manche denken sich, ich müsste mal etwas tun. Andere kommen mit ganz konkreten Fragen.“ Das Zentrum hat keinen Branchenfokus. Die Spanne reicht vom Soloselbstständigen bis zum Mittelständler.

Den Bedarf der Unternehmen an Digitalisierung schätzt Voigt im Allgemeinen als weiter hoch ein. „Viele Firmen sind getrieben vom Tagesgeschäft oder sind noch nicht so weit, weil noch keine Daten vorliegen“, sagt Voigt. Manche Unternehmen müssten auch erst befähigt werden, ihre Daten sinnvoll zu nutzen.

Gerade kleine Firmen hätten Schwierigkeiten. „Das durchschnittliche Handwerksunternehmen in Sachsen-Anhalt hat vier bis fünf Mitarbeiter“, sagt Voigt. Dort gebe es oft keine Extra-Person, die sich im Büro um das Organisatorische kümmere. „Die Tätigkeiten, die den Nerv rauben, sind nicht die handwerklichen Tätigkeiten“, meint Voigt. Stundennachweise schreiben, Angebote und Rechnungen erstellen, Dienstreiseanträge bearbeiten oder die Kundenkommunikation schon eher.

Digitalisierung kann hierbei helfen, da ist Voigt überzeugt. „Es geht um Effizienzsteigerung“, fügt er hinzu. Das Zentrum bietet unter anderem einen Digitalisierung-Check-up in Form einer Umfrage an, die jeder Unternehmer selbst ausfüllen kann. Für tiefergehende Projekte sind auch Potenzialanalysen möglich.

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Stefan Voigt leitet das Mittelstand-Digital-Zentrum Magdeburg und unterstützt Unternehmen bei der Digitalisierung.

FOTO: MITTELSTAND-DIGITAL ZENTRUM MD

KI nicht um jeden Preis

Einen großen Schwerpunkt legt das Digital-Zentrum auf Künstliche Intelligenz. „Die KI hat einen Siegeszug angetreten, der nicht mehr aufzuhalten ist“, sagt Voigt. Sie halte auch im Privaten immer stärker Einzug. Vier KI-Trainer stehen den Unternehmen am Zentrum als Unterstützung zur Verfügung.

Aber KI passt Voigt zufolge nicht für jeden Betrieb und muss nicht um jeden Preis sein. „Gerade kleine Unternehmen müssen sich fragen: Brauche ich das überhaupt?“, sagt der Zentrumsleiter. Sie könne besonders gut bei sich wiederholenden Prozessen zum Einsatz kommen und diese beschleunigen und automatisieren.

Grenzen der KI

Frerotec aus Gernrode hat schon mit Künstlicher Intelligenz experimentiert. „Wir haben versucht, mit der KI technische Zeichnungen auszulesen“, sagt Claudius Borgmann.

Weil die von Frerotec gefertigten Teile immer nur eine geringe Stückzahl von eins bis zehn haben, muss das Unternehmen dementsprechend viele Angebote erstellen. Die Idee ist, dass die KI die technischen Zeichnungen (in Form von PDF-Dateien) automatisch interpretiert und ein Angebot erstellt. Das würde den Mitarbeitern viel Arbeit ersparen und den Prozess beschleunigen.

In einem sechsmonatigen Projekt mit dem Digitalzentrum hat das Unternehmen verschiedene Modelle wie ChatGPT und Gemini ausprobiert. „Die Ergebnisse waren stabil, aber noch nicht so gut, dass wir sie nutzen können“, sagt Borgmann als Fazit des Experiments.

Erstmal arbeitet der Geschäftsführer weiter an seiner Low-Code-Software. Als Nächstes will er über die eigene Software auch Angebote erstellen und Aufträge für sein Unternehmen bearbeiten. „Das Ziel ist es, dass wir kein fremdes ERP-System mehr brauchen“, sagt Borgmann. Womit das Unternehmen am Ende Geld sparen kann.

Mittelstand-Digital-Zentrum Magdeburg

Das Zentrum unterstützt kleinere und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung. Sitz ist in der Experimentellen Fabrik in Magdeburg. Die Leistungen des Zentrums sind für die Unternehmen kostenfrei.

 

Im Angebot sind individuelle Sprechstunden, Vorträge und Potenzialanalysen. Mehr Infos: www.digitalzentrum-magdeburg.deR. Gruhne

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