Zukunftsland Sachsen-Anhalt
2026


KI leitet die Bürger durchs Amt
Ständig klingelt in der Verwaltung das Telefon. „Im Sekretariat sind es zum Teil 60 Anrufe am Tag“, sagt René Schernikau, Bürgermeister der
Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck (Landkreis Stendal).
DIGITALISIERUNG

René Schernikau, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck
Foto: Andreas König
Ständig klingelt in der Verwaltung das Telefon. „Im Sekretariat sind es zum Teil 60Anrufe am Tag“, sagt René Schernikau, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck (Landkreis Stendal).
„Das wird kein Robotertelefon sein“, stellt Schernikau klar. Er kennt die Bedenken der Bürger gegenüber Bandansagen. „Eine menschliche Stimme soll die Anrufer begrüßen. Es wird kein ,Drücken Sie die
Eins, wenn ...’ geben“, so der Bürgermeister. Mit einem Budget von rund 123.000 Euro wird eine vorhandene Software für die Bedürfnisse der Verbandsgemeinde neu programmiert. Sie soll den Menschen am Telefon dann beispielsweise Termine bei den richtigen Sachbearbeitern oder den Kontakt zur zuständigen Behörde vermitteln.
Die Lösung: ein Chatbot. Das ist ein digitales Programm, das mit Hilfe einer Sprachsoftware
auf Fragen am Telefon antworten kann – ähnlich wie ein Mitarbeiter, aber besser. Denn der Chatbot ist rund um die Uhr erreichbar und kann mehrere Gespräche gleichzeitig führen. Er soll dabei aber keines falls wie eine Bandansage klingen, betont Schernikau abermals. „Wer schon einmal mit einer modernen KI gesprochen hat, weiß, dass sie sich längst nicht mehr wie ein Roboter anhört“, sagt er.
In das Chatbot-Programm will sich die Kommune typische Fragen und die Antworten darauf von Profis hineinprogrammieren lassen. „Es soll unter anderem möglich sein, am Telefon einen Termin beim zuständigen Mitarbeiter in unserer Verwaltung zu vereinbaren“, sagt René Schernikau. Ist die Verbandsgemeinde nicht selbst zuständig, kann die künstliche Intelligenz sagen, welche die passende Behörde ist, zum Beispiel bei Fragen zur Müllentsorgung, die in der Verbandsgemeinde immer wieder fälschlicherweise auflaufen. Außerdem kann die KI in verschiedenen Sprachen antworten.
Rund 123.000 Euro wird das Digitalprojekt kosten. Bis zu 90 Prozent davon übernimmt das Land Sachsen-Anhalt. Die Kommune muss selbst rund 12.350 Euro zuzahlen. Schon in wenigen Monaten könnte der Sprachbot die ersten Fragen von Bürgern am Telefon beantworten. Bis September 2026muss das Projekt abgeschlossen sein. Wenn es sich bewährt und über den Testzeitraumhinaus im Einsatz bleibt, soll es noch 890 Euro im Monat kosten, also jährlich 10.680 Euro.
Victoria Barnack