Zukunftsland Sachsen-Anhalt
2026


Nudelfabrik Zeitz wird zum kreativen Ort
„Zeitz 35“ ist ein Entwicklungsprogramm der Stadt bis 2035 überschrieben. Es enthält Projekte, mit denen die Kommune auf den Strukturwandel der Region reagiert.
STRUKTURWANDEL

Neue Ideen für eine alte Nudelfabrik in Zeitz: Mathias Mahnke
Foto: Mahnke
Teil dieser Planungen ist es, attraktive Arbeitsmöglichkeiten für Firmen und Kreative zu schaffen. Dabei arbeitet die Stadt mit Investoren zusammen. Genutzt werden u. a. leerstehende Industriegebäude wie die Nudelfabrik von 1909. Seit 2016 verwandeln der Unternehmensberater Mathias Mahnke und die Innenarchitektin Birgit Mahnke aus Mannheim „die Nudel“, wie die Zeitzer sagen, in einen vielseitig nutzbaren Ort für Kreative. Eigentlich wollte ein Abrissunternehmen das Gelände für Parkplätze frei machen. Die Mahnkes, erfahrene Immobilienentwickler, haben das mitbekommen und das Grundstück gekauft. Ihr Credo: Objekte zu erhalten, ihre Geschichte zu erzählen, so original wie möglich. Schritt für Schritt wird seitdem schonend saniert, Erhaltenswertes wird bewahrt, Wert auf Qualität gelegt. Entstanden sind so bisher zehn Seminarräume, vier Gemeinschaftsküchen und 59 Übernachtungszimmer für Gruppen oder Firmen, die bis zu 150 Mitarbeiter für Schulungen und Workshops unterbringen können.
Zwei Lofts stehen temporären Mietern zur Verfügung, ebenso werden zeitweise einzelne Räume an Künstler vermietet. Diese kamen schon aus Dänemark, Südafrika, New York oder Berlin und Leipzig nach Zeitz, sind dankbar für den Industriecharme, die großen Fenster, die viel Licht hereinlassen. Und der Schriftsteller Clemens Meyer hat hier übrigens große Teile seines neuesten Romans geschrieben.
Mahnke wirbt aktiv über Plattformen für das kreative Zentrum. Deshalb sind Firmen aus ganz Deutschland und dem Ausland in der Nudelfabrik zu finden. Sie würden sehen, wie man „Lost Places“ in coole Orte verwandeln kann. Vielleicht mache das anderen Mut, ebenfalls Industriebrachen zu erschließen, sagt Mathias Mahnke. Er muss unternehmerisch denken: Die Einnahmen aus der Vermietung fließen wieder in die Sanierung und Ausstattung der Räume. Birgit Mahnke ist sehr oft vor Ort, „sie leitet die Baustelle“, sagt ihr Mann, „kümmert sich um operative Maßnahmen“.
In Zeitz wird „präventive Gesundheit und Pflege“ eines der Zukunftsthemen sein. Gesünder alt zu werden, darum geht es. Ein Netzwerk entsteht gerade. Und modernste Technik unterstützt. Der bestens ausgestattete Virtual-Reality-Bereich erlaubt Blicke in neue Welten, schafft mit großflächigen Simulationen neue Diskussionsmöglichkeiten und Erfahrungen. „Aber wir öffnen auch die Türen für Start-up-Unternehmen. Wenn ihre Themen für die Zukunft interessant sind, können wir die Dinge voranbringen, sagen: Macht’s einfach und zahlt dann, wenn ihr Geld verdient“, sagt der Investor.
Marlene Köhler