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In Zörbig untersucht eine KI die Augen

Der Medizinermangel in Sachsen-Anhalt spitzt sich zu, auch Augenärzte fehlen. In Zörbig (Anhalt-Bitterfeld) soll ein KI-Gerät Lücken schließen.

Pilotprojekt

​Tobias Duncker

​Tobias Duncker will mit der KI Lücken in der Arztversorgung schließen – vor allem auf dem Land.

Zum Augenarzt erst in neun Monaten oder gar keine Termine für Neupatienten: Der Frust über lange Wartezeiten bei Fachärzten ist groß. Immer mehr Praxen geben ohne Nachfolger auf. Eine der Antworten auf den Ärztemangel sind KI-Lösungen. In einer Augenarztpraxis in Zörbig zum Beispiel übernimmt an bestimmten Tagen ein Hightech-Gerät die Untersuchungen. „Ich habe lange einen festen Arzt für die Praxis gesucht, aber niemanden gefunden. Gleichzeitig haben wir viele Patienten dort, die versorgt werden müssen“, sagt Dr. Tobias Duncker. Er ist Leiter des Instituts für Augenheilkunde in Halle, eines Medizinischen Versorgungszentrums mit mehreren Zweigstellen.

Das KI-Gerät kann verschiedene Messungen am Auge durchführen: So scannt es unter anderem Hornhaut, Netzhaut und Augeninnendruck. Begleitet werden Patienten von einer Medizinischen Fachangestellten. KI-basierte Algorithmen erstellen eine Vordiagnose. Das Gerät erkennt so zum Beispiel Krankheitsbilder wie Grünen Star, diabetische Retinopathie – eine durch Diabetes verursachte Netzhauterkrankung – oder die altersabhängige Makuladegeneration, die zu
schweren Sehstörungen führen kann. Die Ergebnisse bewertet abschließend ein Arzt aus der Ferne. „Je früher Erkrankungen erkannt werden, desto besser kann man sie behandeln“, sagt Duncker.

Er sieht das Gerät – es nennt sich Eyelib und wird von einem Schweizer Unternehmen produziert – als Pilotprojekt, das auch in anderen Regionen funktionieren könnte. „Wir stehen erst am Anfang der großen Welle. Viele Ärzte gehen in den Ruhestand. Gleichzeitig wächst aufgrund einer älteren Bevölkerung der Behandlungsbedarf.“ Auf dem Land hätten viele Patienten keinen Zugang zum Versorgungssystem. „Wir brauchen deshalb neue Strukturen.“

Das Modell in Zörbig läuft derzeit als eine Pilotstudie, bis Sommer 2026werden die Leasingkosten von der Firma Bayer aus Bitterfeld übernommen. Bisher wurden etwa 150 Patienten untersucht. Etwa ein
Drittelwurde einbestellt, weil die Befunde auffällig waren. Duncker stellt das Modell derzeit auch auf Fachärztekongressen vor.

Eine Hürde bleibe aber: Über die Krankenkassen ist die Leistung bisher nicht abrechenbar. Geprüft werden soll nun, ob das Projekt über Mittel für den Strukturwandel
gefördert werden kann. „Grundsätzlich geht es aber darum, dass es in eine reguläre Versorgung überführt wird. Das Land muss mit neuen medizinischen Strukturen insgesamt viel schneller vorankommen. Vielerorts bricht die Versorgungweg.“

Lisa Garn

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